Photokina 2016 Wrap-Up
Dieses Jahr war ich nur 2 Tage auf der Photokina im schönen Köln , doch das war lang genug um die sehr merkwürdige, andersartige Atmosphäre wahrzunehmen. Viele Hersteller waren nicht mehr da. Offensichtlich sind die Standpreise so astronomisch, dass sich viele kleinere und grössere Hersteller das nicht mehr leisten können und wollen. Die Margen in der Branche sind nun mal weit entfernt von denen anderer Branchen- da rechnet es sich nicht, dass 3-fache eines Mitarbeiter-Jahresgehaltes für 6 Tage Standgebühr auszugeben – für einen Stand, der dann die Größe eines mittleren Badezimmers hat. Ich glaube es ist nicht leicht für die Hersteller. Von ihnen werden ständig Innovationen verlangt, am besten bei sinkenden Verkaufspreisen – ihre Kunden haben diese Einstellung nicht weil sie geizig sind – gerade die Pro-Kundschaft lebt seit Jahren in der paradoxen Situation, dass unsere Kunden eigentlich einen steigenden Bedarf an Bildern haben. Guten Bildern. Doch decken sie den zunehmend mit billigen Bildern aus fragwürdigen Quellen und drücken dann die Preise. Oder mangelnde Sensibilität für das Thema führt zur Verwendung von schlechten Bildern, die weder Aufmerksamkeit erregen noch ein positives Image transportieren – und nach 10 Jahre schauen alle verwundert und fragen sich, warum die einstige Top-Marke in den Augen der Kunden irrelevant geworden ist. Heute gelten die alten BWL Weisheiten schichtweg nicht mehr…
Zurück nach Köln.
Was gab es alles zu sehen, was erregte Aufmerksamkeit? Zunächst einmal die deutlich verschärften Sicherheitskontrollen vor den Eingängen. Das gab es noch nie. Nun gut, alles läuft glatt, und wir können uns drinnen in Ruhe umschauen.
Da ist zuerst einmal Fuji mit der Ankündigung einer Mittelformatkamera , der GFX. Feine Sache. Fuji ist mir sehr sympathisch. Die tollen APS-C Modelle dieser Firma sind nicht nur schöne fotografische Werkzeuge, sie bieten auch eine tolle Bildqualität. In dieser Hinsicht können sie es bei niedrigen und mittleren ISO locker mit einigen 35mm Kameras aufnehmen. Ich vermeide übrigens das Wort Vollformat , weil es zu Konfusion führt – es bringt einige Menschen dazu, „Vollformat“ über dem „Mittelformat“ einzuordnen. Daher nenne ich es, wie es im amerikanischen Sprachraum auch gemacht wird, 35mm. Es ist für mich ziemlich logisch, dass Fujifilm das Segment der 35mm Kameras überspringt, und gleich zum Mittelformat übergeht. Anders als bei Pentax gab es bei Fuji wohl nie Pläne für eine 35mm Kamera, und anders als bei Pentax gibt es keinen großen Markt an gebrauchten, älteren und neuen Objektiven, die für diesen Bildkreis gerechnet sind. Ach ja, übrigens, bevor jetzt wieder jemand kommt und sagt, ein 33x44mm Sensor sei kein echtes Mittelformat, das müsse 6×4.5cm mindestens sein: Es geht um Bildeindruck und Qualität bei vergleichbaren Druckgrößen. Nicht sklavisch und starr um feste Millimeterwerte. Mein „altes“ Phase One P45+ Back, mit einem 49x37mm Sensor, hat nach Meinung vieler älterer Kollegen den Bildeindruck und die Qualität eines 4×5“ Dias. APS-C Kameras sind heute so unfassbar gut geworden, dass sie eine besserer Qualität liefern als die meisten 35mm Negativfilme. Bleiben wir also dabei, dass die Sensor-Formate und Größen, die über 35mm Sensoren liegen, Mittelformatsensoren sind und fertig…
Die GFX ist nicht gerade klein und leicht- in Größe und Gewicht liegt sie deutlich über der Hasselblad X1D . Auch ist kein X-Trans Sensor, sondern ein Bayer-CMOS verbaut – vermutlich der gleiche wie in der Hasselblad, der Pentax 645Z oder meinem Phase One IQ250. Auch erschließt sich mir nicht ganz der Sinn oder Grund eines Aufstecksuchers bei einer Kamera dieser Größe. Auf den ersten Blick scheint es kein #Alleinstellungsmerkmal für die Fuji GFX zu geben, aber lassen wir uns mal überraschen wenn sie da ist. Vielleicht hat sie ja doch den ein oder anderen #Trick auf Lager.
Ach ja, Hasselblad. Ich hab da so meine Erfahrungen mit digitalen Hasselblad Modellen. Bei einem Event in Zürich im Frühjahr 2016 sollte es eine (unfassbar schlecht gemachte) Demo geben. Es ging um Licht. Porträts. Hasselblad. Abgesehen von der chaotischen und amateurhaften Organisation und Durchführung der Vorführung an sich lief das so ab: Von den 45 Minuten Vorführung war der vorführende Fotograf 18 Minuten damit beschäftigt, wenigstens eine von drei Hasselblad H5 zum Laufen zu kriegen. Permanente Firmware Abstürze und Kamera-Freezes waren die Regel, plus unzuverlässiges Tethering . On-Off. Batterie raus, Batterie rein. Nächste Kamera, gleiches Spiel. Erinnert mich doch sehr an die H3-39 im Jahr 2008 am Glasgow Metropolitan College, wo ich Fotografie studiert habe. Die beiden Hassis dort im Leih-Fundus wollte sich kaum jemand ausleihen für Projekte, weil sie unzuverlässig waren. Da war ich damals froh, mein Mamiya ZD Back zu haben.
Zurück zum Hasselblad Stand. Himmel, was ist (besonders die schwarze) X1D wunderschön. Lange hab ich gewartet, um eine in die Finger zu bekommen. Der arabische Herr vor mir in der Reihe war offensichtlich sehr enttäuscht- in gebrochenem Englisch erklärt er, dass man mit dem Ding kaum vernünftige Selfies machen könne, so rein ergonomisch… Nun gut. Dann durfte ich endlich eine X1D in die Hand nehmen und damit spielen. Ernüchterung. Die Haptik, natürlich Geschmackssache, war ziemlich unterwältigend. Selten habe ich so einen Fall bezüglich der Erwartung auf Grund der reinen optischen Schönheit einer Sache, hinunter zum eigenen Anfassen der Sache erlebt. In der Hand verfliegt meine Begeisterung schnell. Irgendwie liegt sie mir nicht. Es kommt ein fader Beigeschmack auf. Der elektronische Sucher scheint mir deutlich schlechter zu sein, als der Sucher in meiner Panasonic GX8. Sucher-Lag, Schärfe, Bildqualität… Bei einer Kamera in dieser (Preis-)Klasse erwarte ich eigentlich einen spektakulären Sucher wie in der Leica SL. Der Sucher in der Hasselblad hat gar nichts damit zu tun. Also, probieren wir doch mal aus wie sie sich sonst bedienen lässt- nichts geht mehr. Freeze. On-Off- keine Reaktion. Batterie raus, rein- jetzt geht gar nichts mehr. Gut, ich warte auf den nächsten Body. Der kommt, mit dem 30mm Objektiv. Himmel, was ist das für eine schöne, kleine, leichte Kombination. Doch leider kommt da gleich das nächste Problem- obwohl es in der Halle nicht so dunkel war, läuft der Autofokus- langsam – hin und her, um am Ende bei 7 von 10 Versuchen das Scharfstellen auf ein unbewegtes, beleuchtetes Schild am Nachbarstand ergebnislos aufzugeben. Hm. Vielleicht hatten die X1D noch keine Serienfirmware installiert?
Also gut, schauen wir mal weiter. Olympus stellt die Spezifikationen der neuen OM-D EM-1 Mk II vor – wow. Hier hat jemand mal kompromisslos Power für Profis ins Gehäuse gepackt. Wenn sie hält was sie verspricht, wird das ein tolles Arbeitsgerät für viele Profis werden. Ich bin zuversichtlich. Ich meine, ehrlich, das Micro-Four-Thirds System entwickelt sich in eine tolle Richtung. Bei den Schweizer Motorcross Meisterschaften diesen Sommer ging ich ohne grosse Erwartungen an viele gute Bilder mit meiner Panasonic GX8 hin. Die Serienbildgeschwindigkeit ist nicht mit richtigen Sportkameras zu vergleichen. 6 FPS, das ist nichts für so einen schnellen Sport. Und was den Autofokus der GX8 angeht – reiner Kontrastautofokus, kein on-sensor Phasenautofokus. Die GX8 ist also auf dem Papier nicht in der Lage, ein AF Log-On und gutes Tracking, oder auch nur guten AF-C bei heran- und vorbei rasenden Motorrädern durchzuführen. Sie ist jeder Spiegelreflexkamera mit Phasenautofokus unterlegen- meint man. Und was bitte soll Depth-from-Defocus Technology sein, außer leeres Marketing-blabla? Tja, in der Realität sieht das dann so aus, dass ich bei Serienbildern mit AF-C eine Fokus-Trefferquote von über 70% erreiche, und auch das Tracking gut funktioniert. Wow. Ich war beeindruckt. Ich meine, wir reden von einer quasi Messsucherkamera, keine Sportkamera, und Motorcross ist schnell, staubig, durcheinander. Meine früheren Pentax K-3 Kameras lieferten bei ähnlichen Motiven eine Fokus-Trefferquote von maximal 20%. Ich überlege: Bekanntlich ist schon der Autofokus der OM-D EM-1, mit seiner Mischung aus on-sensor CDAF und PDAF noch besser für solche Motive geeignet- da darf man sich sicher auf eine toller Performance der Mk II auch in der Sportfotografie freuen.
Und weil wir gerade beim MFT System sind. Interessante neue Objektive hat Olympus auch vorgestellt- schön wie das System wächst. Am Panasonic Stand sah man dann aber auch die Grenzen- in Größe und Format A1 gedruckte Aufnahmen aus einer GX8 sehen dann nur noch aus wirklich größerer Entfernung gut aus. Ich persönlich halte nichts von der Vorgabe und Berechnung von Betrachtungsabständen, die man gefälligst einzuhalten hat, damit eine Aufnahme im Druck nicht auseinander fällt. Wenn Betrachter an einen meiner 3×4 Meter Drucke gern bis auf 70cm herangehen wollen, dann sollen sie das dürfen, ohne dass die Aufnahme sichtbar pixelig wird- eben auseinander fällt. Hält das Bild stand, dann tritt der Wow-Effekt ein. In meinen großen (Mittelformat-) Panorama-Aufnahmen, die oft auch mal 3×9 Meter im Druck sind, möchte ich sogar dass die Betrachter nah heran gehen, und jeden Winkel, jede Ecke, in der im Bild etwas passiert, genau erkunden. Einer der Gründe warum bei mir, wann immer praktikabel, die Fachkamera mit Rodenstock HR Objektiven zum Einsatz kommt- oder wenigstens die Mittelformat – beide mit Phase One Backs. Denn 3×9 Meter bei 240 dpi sehen schon wirklich toll aus…
Kenne die Grenzen des Systems. Ganz wichtig. Nach wie vor arbeite ich gern mit meinen 10 Jahre alten Sigma Kameras- SD14 und DP1 / DP2. Bleibt man innerhalb der Grenzen des Systems, zaubern sie Magie auf Bildschirm und Papier.
Aber zurück zu Panasonic. PocketWizard kündigt TTL, Hypersync und High-Speed-Synchronisation für Panasonic an. Schöner Vortrag. Die bekannten Nachteile bleiben. HSS leidet unter extremer Licht-Leistungseinbuße, und Hypersync geht, oder auch nicht, manchmal ja, manchmal nein; eben noch geht es mit 1/1000s, im nächsten Bild schon wieder scheinbar grundlos nicht mehr. Kniffelig. Nach langer Unterhaltung mit dem Softwareentwickler von PocketWizard weiss ich auch warum- danke Steve für Deine Geduld und Zeit. Klar ist wohl: HSS / Hypersync Unterstützung wird es für meine GX8 nie geben können. Und je mehr ich über das Thema von Experten lerne, desto mehr wird klar: Es ist und bleibt eine Notlösung, die zu gern im entscheidenden Moment auch mal versagt. Eine echte Alternative zum Zentralverschluss mit kurzen Synchronzeiten ist das für den professionellen Einsatz (noch) nicht.
Wo wir gerade beim professionellen Einsatz sind: Cambo hat mit der WDS 1600 eine Kamera am Start, die einen netten Trick beherrscht- Backdrehung vom Quer-ins Hochformat ohne das Back abnehmen und neu anbringen zu müssen. Nette Sache. Bei ALPA nimmt sich der unvergleichbar kompetente Ralph Rosenbauer förmlich ewig Zeit, um mir die neuen, zusammen mit Novoflex entwickelten Goniometer zu zeigen, die einen neuen Stativkopf formen. Novoflex & ALPA- diese Kooperation war ja klar, da begegnen sich zwei Firmen mit der gleichen Liebe zu kompromissloser Qualität . Feine Sache. Und wie immer gab es mit Hr Rosenbauer viel Spaß. Ausführlich zeigt er mir noch die ALPA Max. Hm. Die wäre ein feiner Ersatz für meine in die Jahre gekommene Silvestri Bicam Fachkamera. Oder doch lieber eine Cambo 1600? Oder WDS 5000? Schwierig. Es gibt eine Menge tolle, kompetente Experten bei vielen Firmen, die so viel mehr wissen und verstehen als ich. Ich freue mich von diesen Leuten lernen zu dürfen. Auch dafür ist die Messe immer toll.
Spaß gab es auch bei ARCA SWISS. Der d4 Stativkopf ist schon eine tolle Sache, und auch eine tolle Kombination mit einer kleinen Architektur- und Fachkamera. Wie immer waren nette Leute am ARCA SWISS Stand. Vielen Dank für die tolle Demo.
Höchste Zeit für einen Kaffee, am Stand von Elinchrom, meiner Licht-Marke. Wie immer super nettes Personal, viele kenne ich von Profot aus der Schweiz. Tolle Truppe.
Und schon gehts weiter auf einen weiteren Kaffee, diesmal am Stand von Hahnemühle . Hier berät mich der großartige Herr Huch – ich suche das perfekte Papier für eine Neuauflage eines Portraitprojektes, und Herr Huch nimmt sich alle der Zeit der Welt. Hahnemühle ist einfach nur wunderbar. Papier. Kundendienst. Beratung. Tolle Firma mit toller Philosophie.
Dann gab es ein klares Wort am SIGMA Stand. Neue ART Objektive, die nicht von vorn herein z.B. im Pentax K Anschluss angeboten werden, können auch nicht, obwohl sie dem Mount-Conversion-Service unterliegen, in z.B. Pentax K Mount umgebaut werden, obwohl Pentax K-Mount eine der im Mount-Conversion Service angebotenen Optionen ist. Schade. Da muss man wohl auf Samyang Objektive ausweichen. Die sind aber auch keine schlechte Wahl. Trotzdem geht es bei SIGMA voran- die neu vorgestellten Cine-Objektive sehen toll aus- wenn sie in ART Qualität zu ART Preisen daherkommen, werden sie einschlagen…
Einschlagen ist das Stichwort. Ist es eigentlich normal, dass an vielen Messe-Ständen so viele ahnungslose Selbstdarsteller unterwegs sind, die einem entweder beleidigend, frech oder völlig desinteressiert gegenüber treten, obwohl man selbst immer super nett und freundlich ist- schliesslich kennt man ja stressige, lange Tage…
An einem Stand, an dem ein System um Kameras an Gürteln oder Tragegurten zu befestigen angeboten (und verkauft) wird, dort erklärt mir der Chef, wie man gefälligst in welchem Land mit welcher Kamera zu fotografieren hätte- er war schliesslich schon mal in Indien und er kenne sich genau aus. Alles easy. Man könne überall mit ner Kamera ganz offen am Gürtelclip rumlaufen. Ich sage: Nun ja, lauf doch mal mit einer Kamera durch Guayaquil, der grössten Stadt Ecuadors, dort hast Du ne gute Chance abgestochen zu werden wenn Du offen mit einer grossen Kamera rumläufst. Seine Antwort: Dort hast Du auch nicht mit einer Mittelformatkamera zu fotografieren… Aha. Sehr verwirrend. An vielen Ständen ist das Personal mit sich beschäftigt, und behandelt den Besucher wie eine lästige Fliege. Dieses Mal habe ich bewusst auf einen „Business-Look“ verzichtet. Bequeme Jeans, Doc Martens, Naketano Shirt, Anzugweste und Schiebermütze. Ich wollte es lässig bequem haben, schöne Messetage. Für viele Firmen war lässig wohl unzulässig. Für das Negativerlebnis schlechthin sorgte dann der Leica Stand. Der Stand an sich kommunizierte schon vom Design her: Es gibt eine Abgrenzung zwischen „uns“ und „Euch“, dem Rest. Der grossartige Christoph Fries von MacConsult in München hat mir schon vor Wochen den Mund wässerig gemacht- Sinar wird etwas ganz Tolles vorstellen in Bezug auf elektronische Shutterkontrolle, für Fachkamera Fotografen draussen im Feld… Und die Leica SL, die ja deutlich über der Sony A7R stehe… Christoph ist nett und kompetent. Also denke ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn, schaue ich bei Leica-Sinar Stand vorbei und schaue mir beides mal an. Zum ersten Mal in meinem Leben erblicke ich einen Messestand, der ringsrum abgesperrt ist. Betreten grundsätzlich verboten. Nur 1 Eingang, der abgesperrt ist, und von den Theken Damen bewacht wird. Gab`s das schon immer? Ich erinnere mich nicht, so etwas jemals bei ALPA, Phase One oder Hasselblad gesehen zu haben… Nun gut, ich gehe auf den Eingang zu, nichts ahnend, möchte an dem Sperrpfosten vorbei. Weit komme ich nicht. Eine Dame fängt mich ab. Ich dürfe den Stand nicht betreten. ALLE Produkte fände ich auf der Standrückseite an der 2. Theke. Dort dürfe ich gern schauen. Nun gut, etwas verwirrt gehe ich wieder, laufe um den Stand herum- an der Rückseite darf man nur die Leica Produkte bestaunen. Mein Wunsch, die SL die Hände zu nehmen, wird mit einem abschätzigen Blick abschlägig beschieden… Etwas angesäuert begebe ich mich wieder zum „Eingang“. Eigentlich wollte ich ja primär das neue, mysteriöse Sinar Produkt sehen. Am Eingang fängt mich die gleiche Dame wieder ab. Ich sage, freundlich mit einem Augenzwinkern: „Na, da haben Sie mich ja schön verarscht, eigentlich wollte ich die Sinar Produkte sehen!“ Sie antwortet, sichtlich genervt, mich abschätzig musternd, und quasi beleidigt ob meines ungehörigen Wunsches: „Das geht ja mal gar nicht. Hier dürfen sie nur mit Termin auf den Stand, und sie kriegen keinen. Alle Mitarbeiter sind beschäftigt. Sie können ja gern kurz vor Messeschluss gegen 17:00 Uhr nochmals wiederkommen, vielleicht nimmt sich dann jemand Zeit. Den Stand dürfen sie jetzt so nicht betreten.“ Wow. Ich dachte es wäre nur ein wirklich dummes Klischee, dass man bei Leica von den Verkäufen an Scheichs und reiche Chinesen oder Russen lebt und dass Leica arbeitende Profis inzwischen völlig egal sind… So etwas habe ich noch nie erlebt. Diesen Hochmut, diese Arroganz, diese unverhohlene Geringschätzung. Wahnsinn. Ich laufe wieder um Glasbarriere herum, um möglichst nahe bei den Sinar Produkten wenigstens einen Blick riskieren zu dürfen. Auffällig war die nicht unerhebliche Anzahl von Standmitarbeitern, die offensichtlich keinen Termin hatten, und frei herumstanden. Ein freundlicher, Englisch sprechender Herr sieht mich, kommt auf der anderen Seite der Barriere auf mich zu und fragt, ob er was für mich tun könne. Ich sage, dass ich mich für Sinar Produktneuheiten interessieren, aber offensichtlich als für unwürdig befunden wurde, den Stand zu betreten. Er schaut kurz betreten, schüttelt den Kopf, meint, da könne er auch nichts machen, aber er könne meine Fragen beantworten. So gut es geht erläutert er mir aus der Entfernung, was Sinar am Start hat. Dann holt er die Produktmanagerin dazu. Sie hört kurz zu, überlegt, und meint dann, ich dürfe von ihr aus dann doch den Stand betreten und mal rein kommen. Irgendwie war ich nicht cool genug für ein „Wissen Sie was, behalten Sie ihren Kram selber wenn sie es nicht nötig haben.“ Dazu bin ich zu nett. Ich laufe also wieder zum Eingang und werde von einer anderen Dame angefangen. Wo ich denke dass ich hinwolle. Ich sage: Frau H. da hinten möchte mir Sinar Produktneuheiten zeigen. Eingangsdame: „Das kann ich mir nicht vorstellen….“. Sie versucht, über die Entfernung Blickkontakt mit Frau H. herzustellen, um meine unwahrscheinliche Behauptung zu verifizieren. Hier reisst mir dann der Geduldsfaden. Ich trete mutig durch den Eingang, und erreiche Frau H., ohne dass mich Security in den Schwitzkasten nimmt, mich Schandfleck auf dem Stand, und wahrscheinlich für die ganze Zunft… Frau H. erklärt mir dann die Produktneuheit. Ich bin erstmal wenig angetan. Feldtauglich sieht anders aus. Angeblich sei man an Meinungen von im Feld arbeitenden Profis, die mit Fachkameras arbeiten, interessiert. Das hätte jetzt meinen Eindruck von Leica / Sinar fast nochmals bessern können- doch dann merke ich: Jedes Mal, wenn ich auf eine Frage antworte, oder meine Meinung wie gewünscht äussere, nimmt Frau H. Blickkontakt mit Kollegen und anderen Personen im und ausserhalb des Standes auf, hört nicht zu, nimmt mich nicht wahr, kommuniziert mit anderen Personen während ich spreche. Jeweils bis ich fertig bin. Dann hebt sie wieder an „Gut gut, na jedenfalls ist es so dass……“.
Weitgehend ignoriert, von oben herab als nerviger Bittsteller behandelt, der der Produkte von Leica / Sinar nicht würdig ist, gehe ich schliesslich. Ich weiss nicht was ich denken soll. Etwas Aufmerksamkeit bekam ich nur kurz, als ich erwähnte dass ich Phase One Nutzer bin- doch das wurde wohl als Angeberei abgehakt. Ich bringe das nicht in Einklang mit dem Eindruck, den ich im Sommer aus der wunderbaren „100 Jahre Leica“ Ausstellung in München mitnahm. Meine Lust, meine Neugier auf Leica und Sinar ist ziemlich nachhaltig verflogen. Schade, denn diese beiden Firmen standen auf meiner Besuchsliste ganz oben diesmal.
Nun ja, wie ich schon eingangs sagte- es war eine seltsame Atmosphäre dieses Mal. Meinte Frank Doorhof auch…
Am Schluss gabs dann doch noch etwas Positives. Beim rausgehen an meinem letzten Messetag treffe ich Peter Hurley. Wir unterhalten uns kurz, und er schiesst noch, mit gutem Entertainment der Zuschauer, ein paar Headshots von mir. So verlasse ich dann doch noch mit einem Lachen die Photokina 2016…. DB