UPDATE 2021: Ich freue mich sehr, dass auch dieses Bauprojekt in der schweizerischen Fachzeitschrift „FASSADE“ Ausgabe 01/21 unter dem Titel „Schimmernder Monolith“ mit meinen Bilder präsentiert und veröffentlicht wurde.
Als letztes Architekturfotografie Projekt des Jahres 2019 wurde ich im Dezember als Architekturfotograf gebucht, um Architekturfotografie-Aussenaufnahmen eines neuen Gebäudes zu erstellen: Bahnhof-West in Aarburg, Kanton Aargau, Schweiz. Es handelt sich um ein spannend gestaltetes kombiniertes Wohn- und Gewerbegebäude. Im Erdgeschoss findet sich der Show Room der Firma VELUX, der bekannte Hersteller von Dachfenstern. Darüber befinden sich Büros, und darüber schliessen sich schöne Appartments an. Für das neue Gebäude wurde ebenfalls ein kleiner Park angelegt. Für den Architekturfotograf gestalten sich hier die Aufnahmebedingungen als schwierig – das hohe Gebäude ist umgeben von Strassen, anderen Gebäuden und unzugänglichen Arealen. Nicht gerade ideale Platzverhältnisse für ästhetische Architekturfotografie, besonders da der Auftraggeber hohe Ansprüche an die Attraktivität der Bilder stellt – und Wert legt auf eine perspektivisch korrekte Darstellung.
In der Architekturfotografie und Innenraumfotografie arbeite ich ausschliesslich mit einer (digitalen) Fachkamera. Zu analogen Zeiten war das noch guter Profi-Standard: Es gab keine andere Möglichkeit, um hochwertige Fotoaufnahmen von Gebäuden und Innenräumen – ohne stürzende Linien und perspektivisch korrekt – mit realitätsnahen Proportionen und natürlichem Bildeindruck zu erstellen. Dies ist aber auch heute noch so.
Auch heute noch ist in der hochwertigen Architekturfotografie der Einsatz der Fachkamera mit optischer Perspektivkorrektur unter Verwendung von Grossbildobjektiven eigentlich alternativlos. Doch da ein solches Kamerasystem mit einem Anschaffungspreis ab 50.000 CHF so hochwertig wie hochpreisig ist verzichten heute die meisten Fotografen auf den Einsatz eines solchen Kamerasystems für die Architekturfotografie und Innenarchitekturfotografie. Ein weiterer Grund, neben dem Preis, ist die Tatsache, dass man für den Einsatz einer solchen Kamera eine fundierte Ausbildung und viel Erfahrung benötigt. Da heute jedoch ca. 95% aller Anbieter fotografischer Dienstleistungen praktisch über gar keine Ausbildung jenseits einiger YouTube Tutorials verfügen, wird er Einsatz von Fachkameras, früher normal, heute zu etwas Seltenem. Statt dessen werden heute in der Architekturfotografie meist unrealistisch und absurd verzerrte Weitwinkelaufnahmen mit einfachen Spiegelreflexkameras gemacht – Aufnahmen, welche Gebäude und Innenräume mit falschen Proportionen und unrealistischen Perspektiven abbilden.
Und auch wenn die Versprechen der Softwarehersteller noch so gut klingen: Es existiert keine Bildbearbeitungssoftware, welche stürzende Linien, falsche Proportionen und Perspektiven realitätsgetreu korrigieren könnte – und selbst die Korrekturen die möglich sind vermindern massiv die Bildqualität. Und als Notlösung werden dann absurde Weitwinkelaufnahmen dem Kunden als „cool“ und „moderne Bildsprache“ schmackhaft gemacht.
Ich finde, gute Architekturfotografie und Innenraumfotografie soll zunächst einen realistischen Eindruck von dem Gebäude und dem Innenraum vermitteln – und das mit einem ästhetischen, künstlerischen Flair, der Menschen anspricht. Dabei soll dieser Flair die natürlichen Eigenschaften des Gebäudes und des Raumes unterstützen und betonen, aber nicht zur Effekthascherei werden. Der Star ist und bleibt das Gebäude und der Raum, so wie er von kreativen Architekten, Innenrarchitekten, Innenraumdesignern und Landschaftsgestaltern erdacht wurde.
In meinen Aufnahmen vom Bahnhof-West in Aarburg nutze ich die auch Mittags tief stehende, warm einhüllende Wintersonne, um die aussergewöhnliche Form des Gebäudes in Szene zu setzen.
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